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Neujahrstag

„und dann und wann ein weißer Elephant“ – Karussell in Honfleur, Normandie

„Und dann und wann ein weißer Elephant“ – Karussell in Honfleur, Normandie

Am Neujahrstag –
wieder ein Kind zu sein,
das wünschte ich mir.

Zum neuen Jahr ein Haiku von Kobayashi Issa (1763 – 1828).

Alles Gute für 2025!

CK | NK

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Sippenhaft am Heiligabend

Wenn’s zu eng wird um den Weihnachtsbaum hilft weiter Blick und frische Luft

Wenn’s zu eng wird unter dem Weihnachtsbaum, hilft immer frische Luft

Paradoxien des Lebens

„Im Dezember schneiden die Kinder ihre Wünsche aus den Katalogen und zählen die Tage. Die Liebe irrt mit wunden Fingerknöcheln umher, bis sie vor leergekauften Regalen steht. Die Weihnachtslieder klingen aus den Lautsprechern wie die Sterbegesänge von Engeln. In den Häusern frißt man sich durch die Feiertage. Der Heiligabend nimmt einen in Sippenhaft. Niemand erlöst die Krippenfiguren, die nicht wegschauen können. Wer flüchten will, muß sich durch eines der offenen Türchen am Adventskalender zwängen.“

Walle Sayer, KohlrabenweißesSo schreibt der Dichter Walle Sayer, der bei Horb am Neckar lebt und dem es gelingt, bekannte Situationen einzufangen, um sie dann sprachmächtig, aber in zarten Tönen zu beschreiben. In seinen sprachspielerischen Paradoxien, so hat es Hermann Bausinger einmal beschrieben, spiegeln sich die Paradoxien unseres Lebens. Walle Sayers wunderbare Gedichte und Prosaminiaturen zu lesen, lohnt sich – nicht nur zur Weihnachtszeit!

Wir sagen Danke für Ihr / euer Interesse an unserem Reklamekasper und wünschen allen hier Frohe Weihnachten und erholsame Feiertage.

NK | CK

Buchinformation

Kohlrabenweißes: Menschenbilder, Ortsbestimmungen
Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2001
ISBN 978-3421057105
nur noch antiquarisch erhältlich

Die aktuellen Bücher von Walle Sayer findet man in der Buchhandlung vor Ort.

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»Ein glückliches Tal« – Glückliche Leser

»Ein glückliches Tal« ist die Geschichte einer Landärztin im 21. Jahrhundert

»Ein glückliches Tal« ist die wahre Geschichte einer Landärztin im 21. Jahrhundert

Die Journalistin und die Ärztin

»Ich habe ein Buch gefunden, das über fünfzig Jahre niemand aufgeschlagen hat. Eine alte Penguin-Taschenbuchausgabe von John Bergers ’A fortunate man‘, ausgepreist mit 45 New Pence oder 9 Shillings.«

So beginnt »Ein glückliches Tal«, für uns eines der beglückendsten Bücher, das 2024 erschienen ist. Geschrieben hat es die englische Journalistin und Dokumentarfilmerin Polly Morland. Das Buch, das sie beim Ausräumen ihres Elternhauses findet, erzählt die Geschichte eines englischen Landarztes in Gloustershire in den 1960er Jahren. Die Lektüre des Fundstücks mit dem Titel »A Fortunate Man« (John Berger) wird zum Ausgangspunkt für Polly Morlands eigenes Buch. Denn sie erkennt beim Lesen das ländlich geprägte Tal, in dem sie selbst aufgewachsen ist. Schnell wird ihr klar, dass sie auch die Nachfolgerin des berühmten Landarztes kennt, der so vielen Ärztinnen und Ärzten in England zum Vorbild wurde.

Morland kontaktiert die Nachfolgerin des längst verstorbenen Landarztes, und aus zahlreichen Begegnungen und Gesprächen entsteht ein dichtes, authentisches Porträt einer englischen Hausärztin im 21. Jahrhundert und gleichzeitig eines ländlich geprägten Tals im Südwesten Englands. Die Hauptfigur, im Buch nur »die Ärztin« genannt, lässt uns an ihrer Arbeit, ihren Freuden und ihren Sorgen teilhaben. Sie liebt ihren Beruf über alles, und sie erzählt, auf welchen Umwegen sie ihre Berufung als Hausärztin fand, wie hart und teils demütigend die Ausbildung in den Kliniken war, und wie sie schließlich ihre Bestimmung in diesem Tal fand, in dem sie seit vielen Jahren praktiziert.

Gelungene literarische Mischung

»In den ersten Jahren im Tal drehte sich für sie alles darum, ihren Weg als Ärztin zu finden – in jederlei Sinn. Tatsächlich verlor sie in den ersten Tagen, damals noch ohne Navi oder anständigen Handyempfang, jede Menge Zeit bei Hausbesuchen, indem sie sich schlicht verirrte.«

»Eine Landschaft weiß nicht, wer sich in ihren Falten und Hügeln ein Leben baut«

»Eine Landschaft weiß nicht, wer sich in ihren Falten und Hügeln ein Leben baut«

»Ein glückliches Tal« ist eine gelungene, auf Tatsachen beruhende Mischung aus Biographie,  medizinischen Fallgeschichten, Sozialstudie, Medizingeschichte und Naturbeschreibungen. Immer sind wir als Leserinnen und Leser ganz dicht am Geschehen, so etwa zum Einstieg, als ein Schafzüchter in der Sprechstunde nicht mit seinem wirklichen Anliegen rausrückt, sondern am liebsten gleich wieder verschwinden möchte.

»Sie berührt ihn an der Schulter, um ihn aufzuhalten; nun spielt die Ärztin auf Zeit. Sie fragt, wie es da oben auf dem Hügel so gehe, sie misst seinen Blutdruck, seinen Puls, seine Temperatur. (…) Stück für Stück zieht sie ihm die ganze Geschichte aus der Nase. Der erwähnte Ärger ist vor zwei Wochen passiert. Der Schmerz geht seitdem nicht mehr weg.«

Der Schmerz rührt, wie die Ärztin durch ihr empathisches Nachfragen und nach einem Röntgenbild rausfindet, am Ende von einem gebrochenen Oberschenkelhalsknochen. Eine schwere Verletzung, die den Farmer nicht davon abgehalten hat, zwei Wochen lang unter größten Schmerzen seinen trächtigen Schafen beim Lammen zu helfen.

Person statt Fall

Liest man die Fallgeschichten, möchte man eigentlich sofort in dieses Tal ziehen und Teil dieser Gemeinschaft werden, aber vor allem, um Patient einer so engagierten, klugen und empathischen Ärztin zu sein.

Authentisch, poetisch, menschlich, lesenswert!

Authentisch, poetisch, menschlich, lesenswert!

Wir erleben die langen Tage einer Medizinerin, die in jeder Beziehung ihren Platz in der Welt gefunden hat: landschaftlich, beruflich und in ihrer Familie. Wir sehen eine erfahrene, in Zusammenhängen denkende Ärztin, die weiß, dass genügend Zeit für Patientengespräche entscheidend für einen guten Heilungsprozess ist. Die stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotos von Richard Baker zeigen die Ärztin in den verschiedensten Situationen während der Arbeit und in der Freizeit. Dabei verklärt die Autorin Polly Morland keine romantische Landidylle, denn auch das englische Gesundheitssystem NHS verändert sich – und leider nicht zum Besten. Wie überall fehlt Geld und Personal, aber auch der Wille zu erkennen, worauf es wirklich ankommt.

Aber trotz aller Widrigkeiten, zu denen für eine Weile auch die Corona-Pandemie zählt, bleibt sich die empathische Ärztin treu, denn ihr ist es wichtig,

»die körperlichen, sozialen und geistigen Verwundbarkeiten zu verstehen, zu benennen und sich jeder von ihnen wie einer Person, statt einem Krankheitsbild zu widmen.«

»Ein glückliches Tal« hat garantiert keine Nebenwirkungen, sondern hinterlässt glückliche Leserinnen und Leser!

NK | CK

PS: Dieses Buch gehört, die Anregung sei erlaubt, unbedingt auf die Lektüreliste von Gesundheitspolitiker*innen und vor allem angehenden Ärztinnen und Ärzten.

Buchinformation

Polly Morland
Ein glückliches Tal. Die Geschichte einer Landärztin
Übersetzung: Hans Jürgen Balmes
S. Fischer Verlag, 2024
Gebundene Ausgabe, 304 Seiten
ISBN 978-3-10-397622-9

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Haiku on Black Friday

237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf fielen 2021 in Deutschland an. Quelle: Statistische Bundesamt

237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf fielen 2021 in Deutschland an. (Statistisches Bundesamt)

Black Friday!
Konsumterror
im Rabattkleidchen

Haiku | Kranō

„Für die Aktionstage Black Friday und Cyber Monday im Jahr 2024 wurden Ausgaben durch Online-Shopper in Deutschland in Höhe von rund 5,9 Milliarden Euro prognostiziert. Im Vorjahr beliefen sich die Ausgaben der Online-Käufer rund um die beide Aktionstage ebenfalls auf 5,9 Milliarden Euro.“ (Quelle: Statista.de)

Sollten wir angsichts dieser Zahlen nicht endlich aufhören, über den sterbenden Einzelhandel und unsere verödeten Innenstädte zu lamentieren?

Schönes Wochenende!

NK | CK

Es gibt wohl keine Stadt, in der der Leerstand nicht zunimmt.

Es gibt wohl keine Stadt, in der der Leerstand nicht zunimmt

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Boden, Wasser, Wohlstand: „Der Grund“

„Was wir dem Land antun, tun wir uns selbst an.“ Wendell Berry (amerikanischer Landwirt, Dichter, Essayist, Umweltaktivist)

„Was wir dem Land antun, tun wir uns selbst an.“ Wendell Berry (Landwirt, Dichter, Umweltaktivist)

Grund und Boden

„Der Boden ist die existenzielle, unersetzliche, faszinierende, verletzliche Ressource, der Quell allen Lebens.“

So schreiben Tanja Busse und Christiane Grefe in ihrem Buch „Der Grund. Die neuen Konflikte um unsere Böden – und wie sie gelöst werden können.“ Aber, was ist das überhaupt, der Boden? Und warum ist diese Ressource derart begehrt, dass in manchen Ländern sogar Morde dafür in Auftrag gegeben werden?

Unter Klima und Wetter können wir uns alle etwas vorstellen; und dass das Klima ebenso bedroht ist wie die Artenvielfalt, haben die meisten mittlerweile auch verstanden. Aber hat man schon mal das Wort Bodenschutz in einer Debatte gehört? Dabei sollte der Schutz unserer Böden, vor allem der obersten 30 Zentimeter Mutterboden (auch Ackerkrume genannt), ebenso viel Aufmerksamkeit bekommen wie der Schutz der Atmosphäre, der Gewässer oder der Arten. Das machen die beiden Autorinnen in ihrem Buch unmissverständlich klar.

In zehn faktengespickten Kapiteln pflügen sich Busse und Grefe Schicht für Schicht durch das komplexe Thema „Lebensraum Boden“. Ausgehend von der Prämisse, dass unser Umgang mit der begrenzten Ressource Boden in Zukunft entscheidend sein wird. Die Gleichung ist ziemlich einfach: kein gesunder Boden = keine gesunde landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion.

Und den Böden droht von überall her Ungemach: Flächenversiegelung (aktuell in Deutschland rund 78 Fußballfelder pro Tag), Überschwemmungen, Dürren, Überdüngungen, Auslaugung, industrialisierte Landwirtschaft, um nur ein paar Probleme zu nennen. Forscher gehen davon aus, dass bis 2025 rund 500 bis 700 Millionen Menschen ihre Dörfer verlassen müssen, weil sie sich von ihrem Land aufgrund permanenter Trockenheit nicht mehr ernähren werden können. „Desertifizierung“ nennen Spezialisten das, Verwüstung im wahrsten Sinne des Wortes.

„Dabei werden gute Böden dringend gebraucht, um die vielen bekannten und existenziellen Krisen zu lösen.“

Heckenlandschaft mit Wiesen und Äckern im südlichen Burgund

Heckenlandschaft mit Wiesen und Äckern bei Ecussols im südlichen Burgund

Landwirtschaft, Wohnungsbau, Industrie, Naturschutz, Artenschutz, Windparks, Solarfelder, Investoren, Autofahrer: Alle wollen ein möglichst großes Stück vom Boden zu möglichst attraktiven Konditionen und mit möglichst wenig Nutzungseinschränkungen haben. Dabei, das zeigen Busse und Grefe gleich im zweiten Kapitel, ist der Boden noch längst nicht erschöpfend erforscht. Wurzeln, Würmer, Mikroben, Pilze: von einem „Wunder der Unterwelt“ zu sprechen, ist angesichts dessen, was sich da im Boden an tierischen und pflanzlichen Organismen tummelt, eher noch untertrieben.

„Eine Million Bakterien, 120.000 Pilze und 25.000 Algen kann man in einem einzigen Teelöffel Erde finden!“

Und vom Regenwurm haben wir da noch gar nicht gesprochen. Er wird schon bei Aristoteles erwähnt und von Charles Darwin wissenschaftlich gewürdigt und verehrt. Darwin war so beeindruckt von seinen Regenwürmern, dass er ihnen zu Forschungszwecken Klavier- und Fagottstücke vorspielte.

Böden sind komplex, der Streit um sie auch

Wer sich mal anhören möchte, wie das klingt, was sich im Boden alles tummelt, dem empfehlen die Autorinnen die Webseite „Sounding Soils“ (Tönende Böden). Wissenschaftler u.a. der renommierten ETH Zürich haben mit Hochleistungsmikrofonen in unsere Böden hineingehorcht. Es ist faszinierend! Böden, auch das ist erstaunlich, speichern darüber hinaus viermal so viel Treibhausgas CO2 wie die oberirdische Vegetation und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre.

Im weiteren Verlauf des Buches analysieren Busse und Grefe im Detail die hochkomplexen Interessenlagen im Kampf um die Ressource Land und machen deutlich, wie schwierig es für eine unterbesetzte und oft überforderte Verwaltung (in Kommunen, Land, Bund) ist, alle Interessen und Ansprüche gegeneinander abzuwägen. Klimaschutz und Artenvielfalt bleiben in diesen Verfahren, die nicht selten in gerichtlichen Auseinandersetzungen enden, häufig auf der Strecke. Ebenso häufig unterliegen unabhängige, kleinere Landwirte (ob bio oder konventionell) in Bieterverfahren gegen Agro-Investoren, wenn es um den Kauf landwirtschaftlicher Flächen geht. Dazu kommt: Boden ist auch ein Spekulationsobjekt, vor allem wenn die Zinsen für andere Anlagen nicht so interessant sind. Der größte Ackerlandbesitzer der USA im Jahr 2021 war übrigens kein Landwirt, sondern Bill Gates mit 100.900 Hektar.

Man könnte noch viele interessante Fakten, Argumente und Fragestellungen aus diesem lesenswerten Buch aufführen; zum Beispiel: Wem gehört das Land? Wem gehört die Stadt? Wie gehen wir mit globaler Landnahme (Landgrabbing) um? Warum lassen wir zu, dass einem Viertel der Weltbevölkerung die wichtigste Lebensgrundlage fehlt, weil der Boden (häufig) falsch bewirtschaftet wird, oder weil der Boden vertrocknet, erodiert, ausgelaugt, versiegelt oder schlicht ungerecht verteilt ist? China zählt übrigens zu den großen Landgrabbern auf dem afrikanischen und südamerikanischen Kontinent. Chinesische Staatsfonds kaufen dort Ackerland im ganz großen Stil, um die Versorgung der chinesischen Bevölkerung zu sichern. Den einheimischen Bauern bleiben meist nur noch mäßig fruchtbare Äcker.

Und jetzt?

Am Ende ihres wichtigen Buches kommen die Autorinnen zu einem mahnenden Schluss:

„Die ganze Gesellschaft ist herausgefordert, weil es um ihre Existenzgrundlage geht. Um Essen, Wohnen, Kleidung, Reisen, Gesundheit, denn alles hängt mit dem Boden zusammen, und er ist – nicht zuletzt – der dritte Produktionsfaktor neben Kapital und Arbeit. Diese ganze Gesellschaft ist zuallererst gefordert, ein neues Bewusstsein, Demut und Respekt für den Boden zu erlernen.“

Senken wir also öfter den Blick, wenn wir in Wald und Wiesen spazieren gehen, und stellen uns vor, wie unter unseren Füßen Abermillionen von Lebewesen ihre Arbeit verrichten, damit es unseren Böden gut geht.

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Buchinformation

Tanja Busse, Christiane Grefe
Der Grund. Die neuen Konflikte um unsere Böden und wie sie gelöst werden
Gebunden, 240 Seiten
Verlag Antje Kunstmann, München 2024
ISBN: 978-3-95614-585-8

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Literarische (Advents)Kalender

Emily Dickinson

Norwegen des Jahres

“November always seemed to me the Norway of the year.”

„Der November schien mir immer das Norwegen des Jahres zu sein.“ Ist das nicht schön? Dieser poetische Satz stammt aus der Feder der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson; sie hat ihn im Jahr 1864 in einem Brief an ihre Freundin Elisabeth Holland geschrieben.

Emily Dickinson, die am 10. Dezember 1830 in Amherst, Massachusetts zur Welt kam und dort am 15. Mai 1886 starb, war nie in Norwegen. Sie verbrachte ihr ganzes Leben in Amherst und lebte sehr zurückgezogen, eigentlich fast nur in ihrem Zimmer. Sie schrieb in ihrem kurzen Leben 1775 Gedichte, von denen nur sieben zu ihren Lebzeiten veröffentlicht wurden. Heute gilt Dickinson als eine der bedeutendsten Dichterinnen in englischer Sprache. Auf Deutsch wurde Dickinson unter anderem von Gunhild Kübler übersetzt und in einer zweisprachigen Ausgabe bei Fischer gewürdigt. Ich lese Dickinson immer wieder gerne, auch wenn sich nicht jedes ihrer meist kurzen Gedichte sofort erschließt, und manche gar nicht. Das macht nichts. Der Zauber der Sprache bleibt.

Es ist besonders erfreulich, dass »Der Literarische Frauenkalender 2025« dieser großen Lyrikerin ein Kalenderblatt widmet. Immerhin gilt Dickinson als Wegbereiterin der modernen Lyrik des 20. Jahrhunderts. Leider ging es Dickinson wie vielen Schriftstellerinnen und Dichterinnen, ihr Werk bliebt unbekannt, weil Frauen bis vor wenigen Jahrzehnten im Literaturbetrieb kaum vorkamen oder – vom männlich dominierten Feuilleton – geringschätzig behandelt wurden. Die Literaturwissenschaflerin und Autorin Dr. Nicole Seifert hat sich ausführlich mit diesem Missstand beschäftigt. Frauen Literatur heißt ihr Buch zum Thema; ihr Literaturblog ist ebenfalls lesenswert. Jetzt aber zum Literarischen Frauenkalender 2025.

Frauen erlesen!

»Der Literarische Frauenkalender 2025« ist ein Kalender der besondere Frauen für lesende Frauen UND Männer versammelt. Woche für Woche begegnen wir bekannten und weniger bekannten Autorinnen, wie zum Beispiel Virginia Woolf, Annette von Droste-Hülshoff, Elsa Triolet oder Veza Canetti. Der Verlag ebersbach & simon präsentiert 53 Mal weibliche Kulturgeschichte, und das ist so lehrreich wie interessant, und ästhetisch aufgemacht ist das Ganze auch. Immer mit einem Foto, einer Zeichnung oder einem Gemälde und ausgesuchten Zitaten der betreffenden Autorin. Darüber hinaus wird jede Künstlerin mit ein paar wichtigen Lebensdaten und Lebensumständen sowie ein, zwei Werken vorgestellt.

Adventskalender, zeitlos

Bis die neuen Jahreskalender für 2025 aufgehängt werden, dauert es aber noch eine Weile. Vorher kommt noch Weihnachten, davor die Wintersonnenwende (dann geht’s lichtmäßig wieder bergauf) und davor, ja davor kommt die Adventszeit. Am 1. Dezember geht’s los mit dem ersten Türchen. Wenigstens darauf kann man sich noch verlassen in diesem Land. Den ersten Adventskalender hat der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 für die Kinder eines Kinderheims in Hamburg gebastelt, mit 24 Kerzen und einem Wagenrad.

Tübingen im Schnee

Heute gibt es Adventskalender in allen Variantionen: mit Schokolade, ohne Schokolade, online, offline oder auf Häuser projiziert. Und, es gibt besondere Adventskalender, die man das ganze Jahr hängen lassen kann, weil sie so schön sind. Zum Beispiel unseren (Advents)-Kalender »Tübingen im Schnee«. 24 schöne Fotos, 24 Türchen, dahinter nochmal 24 Fotos und dazu 24 Zitate/Aphorismen zur Literatur. Format A3, hochwertig gedruckt, alles per Hand verarbeitet. Andere Themenkalender kommen weiter unten.

Tübingen im Schnee

„Tübingen im Schnee“ | 2 x 24 Fotos mit literarischen Zitaten und Aphorismen | © www.schoenepostkarten.de

„Tübingen im Schnee“ | 2 x 24 Fotos mit Zitaten und Aphorismen | © www.schoenepostkarten.de

Im Wald durch das Jahr

„Im Wald durch das Jahr“ | 2 x 24 Fotos mit Haiku und Gedichten | © www.schoenepostkarten.de

„Im Wald durch das Jahr“ | 2 x 24 Fotos mit Haiku und Gedichten | © www.schoenepostkarten.de

Im Garten durch das Jahr

„Im Garten durch das Jahr“ | 2 x 24 Fotos mit Haiku und Gedichten | © www.schoenepostkarten.de

„Im Garten durch das Jahr“ | 2 x 24 Fotos mit Haiku und Gedichten | © www.schoenepostkarten.de

Und immer wieder das Meer

„Und immer wieder das Meer“ 2 x 24 Fotos mit Haiku, Gedichten, Zitaten | © www.schoenepostkarten.de

„Und immer wieder das Meer“ 2 x 24 Fotos mit Haiku, Gedichten © www.schoenepostkarten.de

NK | CK

 

Information

Der Literarische Frauenkalender 2025
Herausgeberin: Unda Hörner
24 x 32 cm (BxH), Spiralbindung, vierfarbig
Verlag ebersbach & simon, Berlin
ISBN: 978-3-86915-298-1

Adventskalender aus Tübingen
Format 297 x 420 mm (DIN A3)
2 x 24 Fotos mit Gedichten, Haiku, Zitaten
Tübingen im Schnee
Im Wald durch das Jahr
Im Garten durch das Jahr
Und immer wieder das Meer
begrenzte Stückzahl, handgefertigt
32,00 Euro inkl. MwSt. zzgl. Versand (oder Abholung)
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Stachelige Hoffnung: „Das Igel Tagebuch“

34 Arten umfasst die Familie der Igel (Erinaceidae), dessen Vorfahren vor 60 Millonen Jahren auftauchten.

34 Arten umfasst die Familie der Igel, deren Vorfahren vor 60 Millonen Jahren auftauchten.

Ein fremdartiges Wesen

„An einem feuchten, matschigen Oktobernachmittag entdeckte mein zweijähriger Enkel einen dunklen, rundlichen Klumpen, der sich an unserem Teich verfangen hatte.“

So beginnt „Das Igel-Tagebuch“ der britischen Journalistin Sarah Sands, die während des Corona-Lockdowns viel Zeit mit ihrem Mann in ihrem Haus in Norfolk verbringt und dort eigentlich das englische Landleben genießen möchte. Dazu kommt es aber vorerst nicht. Denn Sands ist in England eine erfolgreiche Journalistin und kümmert sich in diesem Herbst um ihren hochbetagten, kranken Vater, der mit lebensbedrohlichen Herzproblemen im Hospital liegt. Positive Veränderung in diese beginnende Phase des Abschiednehmens vom geliebten Vater bringt unverhofft ein stachliger Fund.

„Diese Kreatur war wie aus einer Tolkien-Geschichte: ein fremdartiges Wesen, das in Gefahr schwebt. Robust und gutherzig, aber in Bedrängnis.“

Nachdem Sarah und ihr Mann einen geschwächten Igel aus ihrem Teichnetz befreit haben, bringen sie ihn in ein Igel-Hospital (ja, so etwas gibt es in England), wo sich Igel-Pflegerinnen und Tierärztinnen aufopferungsvoll um stachelige Kreaturen kümmern und diese vor dem Tod retten. Die Entdeckung dieses Igel-Hospitals ist für die Vollblut-Journalistin eine Initialzündung. Sie beginnt zu recherchieren und erkennt nach und nach

„wie tief diese Tiere in unserer Kultur, Literatur, Geschichte und Seele verwurzelt sein müssen. Kein anderes Land der Erde hat so ein enges Verhältnis zu Igeln.“

Trost in der Natur

„Das Igel-Tagebuch“ ist ein erzählendes Sachbuch, in dem die Autorin gekonnt die Ergebnisse ihrer Igel-Recherchen mit dem Abschiednehmen von ihrem Vater verbindet. Es ist ein melancholisches, aber auch tröstliches Buch über das Verhältnis Mensch und Natur, Leben und Tod, Leid und Hoffnung. Und wie ihr sterbender Vater, ein leidenschaftlicher Naturkundler wie viele Engländer, findet auch die Autorin Kraft und Trost aus ihrer intensiven Beschäftigung mit der Natur. Diese allerdings ist, wie Sands uns an der Spezies Igel vor Augen führt, höchst gefährdet. Gut, dass es Menschen wie die Igel-Helfer gibt, die alles daran setzen, unsere industrialisierte Welt wieder zu einem freundlicheren Ort für unsere stacheligen Mitbewohner zu machen. Deren Vorfahren lebten übrigens schon vor rund 60 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Wir kamen viel, viel später.

Fazit: Wer in diesen politisch anstrengenden Zeiten mal abschalten möchte, dem sei dieses schmale, gut erzählte Buch empfohlen, das Sofia Blind hervorragend aus dem Englischen übersetzt hat.

„Neben dem Teich ist ein ein dunkler, rundlicher Umriss zu erkennen. Ein Igel. Für den Augenblick ist mit der Welt alles in Ordnung.“

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Buchinformation

Sarah Sands
Das Igel-Tagebuch. Über die Hoffnung und einen stacheligen Gefährten
gebunden, 176 Seiten, Lesebändchen
Dumont-Buchverlag, Köln, 2024
ISBN: 978-3-7558-0026-2

Wie ein igelfreundlicher Garten aussehen sollte, kann man hier nachlesen.

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Igel sind freundliche Einzelgänger und wandern bis zu 5 Kilometer in einer Nacht

Igel sind freundliche Einzelgänger und wandern bis zu 5 Kilometer in einer Nacht

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Der Herbst, ein zweiter Frühling

Japanischer Schlitzahorn im Herbst

Japanischer Schlitzahorn im Herbst

L’automne est un deuxième printemps où chaque feuille devient une fleur.
Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.
Albert Camus (7. November 1913 – 4. Januar 1960)

Seit in paar Tagen haben wir wieder Normalzeit, nicht Winterzeit, wie viele Zeitungen in den letzten Tagen wieder mal voneinander abgeschrieben haben. Die Tage sind jetzt merklich kürzer, aber die Normalzeit ist, so zeigen es Studien, für Mensch und Tier die gesündere. Ob die EU das jemals wieder ändern wird? Wohl kaum. Sei’s drum: am 21. Dezember 2024 ist Wintersonnenwende, dann werden die Tage schon wieder länger.

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