Die Alb
Quer gebaut durchs Land
und an den Rändern
steinig gerissen,
hungrig immer nach Bläue,
auch winters,
wenn der spiegelnde Himmel
versteckte Wege zeigt.
Da lässt es sich lärmen.
Und Schweigen
üben.
Da lässt sich aus Gesang
ein Hügel türmen
oder ein steingehäkeltes Schloss.
Da lässt es sich in
Kinderwiesen zurücklaufen,
eine Strophe aufsagen,
die den Silberdisteln
den Hut lupft
und den Dompfaffen
den Kopf wäscht.
Schön geht der Blick
hinunter ins Land,
wenn er fliegen lernt
und schwindelnd stürzt
von diesem quer
durchs Land gebauten Riff.
Peter Härtling
Dieses schöne Alb-Gedicht von Peter Härtling (13. November 1933 – 10. Juli 2017) haben wir in dem Sammelband „Albgeschichten“ entdeckt, den wir hier vorgestellt haben. Erschienen ist Härtlings Gedicht erstmals in seinem Gedichtband „Horizonttheater“ (Kiepenheuer & Witsch, 1997): Infos hier. Die Journalistin Uschi Götz hat im Deutschlandfunk mit Peter Härtling über seine Flucht und das Fremdsein in seiner schwäbischen Heimat gesprochen: kann man hier nachlesen, lohnt sich.
NK & CK