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Heintje, Beethoven, Levit

Vor zwei Jahren stand es noch, das Klavier in Erika Jantzens Tübinger Staudengärtnerei

Vor zwei Jahren stand es noch, das Klavier in Erika Jantzens Tübinger Staudengärtnerei

Von Heintje zu Beethoven

Ich will gar nicht drumrumreden, ich habe von klassischer Musik bedauerlicherweise keine Ahnung. Ich bin mit den Rolling Stones und Janis Joplin musikalisch sozialisiert worden und habe – leider, leider – nie ein Instrument gelernt. Aus dem Küchenradio meiner Eltern schmachtete Heintje sein Mamatschi, und wenn ich großes Glück hatte, ertönte Reinhard Mey. Später lief dann Ravels Boléro in voller Länge und Lautstärke im Jugendzimmer, weil wir Bo Derek in dem Film „10“ gesehen hatten … – und das war’s dann auch schon mit Klassik als Teenager. Ach ja, geholfen hat „10“ nicht.

Vor diesem zweifelhaften, aber für meine Generation wohl nicht untypischen musikalischen Bildungshintergrund war ich umso überraschter, als ich vor ein paar Tagen beim Kochen (Stichwort: Küchenradio s.o.) die ersten beiden Folgen eines Beethoven Podcasts vom Bayrischen Rundfunk gehört habe. Das ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern ich lerne auch viel. Wie das?

Nun, dem Bayrischen Rundfunk ist es gelungen, anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens einen der besten Pianisten der Welt für eine Podcast-Serie zu allen 32 Klaviersonaten von Beethoven zu gewinnen.

„Igor Levit macht Beethovens Welt lebendig. In 32 Podcast-Folgen – eine für jede Sonate – wird hörbar, was Beethovens Musik so revolutionär und einzigartig macht. Wie es sich anfühlt und welche Arbeit darin steckt, sie zu spielen. Und warum sie bis heute Menschen inspiriert, sich für Freiheit und Menschlichkeit einzusetzen. Furios illustriert von Igor Levit am Klavier – im Gespräch mit seinem guten Freund, dem Beethoven-Experten Anselm Cybinski.“

So schreibt der Bayrischer Rundfunk auf seiner Website zu diesem Podcast.

Igor Levit: Bürger, Europäer, Pianist

Igor Levit, der sich auf seiner Homepage als Bürger, Europäer und Pianist bezeichnet, wurde 1987 in Russland in eine jüdische Familie geboren, er siedelte mit seiner Familie 1995 nach Hannover über und ist heute ein weltweit gefragter und bewunderter Pianist. Ein lesenswertes Portrait über diesen Ausnahmekünstler findet ihr hier bei der Süddeutschen Zeitung online.

Levit brilliert aber nicht nur am Klavier, sondern erhebt seine Stimme auch politisch gegen jede Art von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Auf Twitter hat der 32jährige fast 42.000 Follower*innen. Sein Motto dort lautet: No Fear. Zu Recht hat ihn deshalb vor ein paar Tagen das Internationale Auschwitz-Komitee für sein Engagement gegen Antisemitismus und rechtsextremen Hass mit der Statue „B“ als „Gabe der Erinnerung“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es:

„Als Mensch, Künstler und Europäer stellt sich Igor Levit mit Mut, Kreativität und Lebensfreude antisemitischem und rechtsextremem Hass entgegen und verteidigt die Werte der Demokratie.“

Humorvoll, begeisternd

Was die Beethoven-Podcasts so hörenswert macht, ist für mich die Tatsache, dass hier jemand nicht vom hohen künstlerischen Ross herunterdoziert, sondern auch für Laien wie mich verständlich, anregend, humorvoll und begeisternd über klassische Musik spricht und sie erklärt. Diese Begeisterung hört man Levit an: wenn er mit seinem Podcast-Partner Anselm Cybinski spricht, und wenn er zwischendurch immer wieder Passagen am Klavier spielt.

Neugierig geworden? Die Podcasts findet man mit jedem Smartphone, nehme ich an. Ich hab’s auch hingekriegt. Alle Folgen kann man aber auch hier auf der Seite des BR hören.

Auf Youtube habe ich für Euch zur Einstimmung Beethovens Mondschein-Sonate (No. 14, Op 27/2 – I. Adagio sostenuto), gespielt von Igor Levit gefunden:

Levit im Fernsehen

Am Sonntag, den 19.1.2020, ist Igor Levit in der Sendung Sternstunde Philosphie bei Wolfram Eilenberger zu Gast. Die Ausstrahlung gibt’s bei 3sat, sie beginnt um 9.05 Uhr. Infos zur Sendung findet ihr hier. Ich bin sicher, das lohnt sich, denn Wolfram Eilenberger ist ein sehr kluger, unaufgeregter und einfühlsamer Interviewpartner. Ich schätze diese Sendung mit ihm sehr.

Euch allen ein schönes Wochenende!

N.K. | C.K.

Schöne Postkarte Nr. 12 · Sinfonie in Grün-Dur · © Schöne Postkarten

Ohne Beethoven: Schöne Postkarte Nr. 12 · Sinfonie in Grün-Dur · © Schöne Postkarten

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1 Kommentar

  1. Igor Levit muss ich mir gleich mal anhören☺️Und denk immer an Udo Lindenberg. Den haben wir auch damals oft gehört, weißt noch?

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