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Noch 75 Tage bis Neujahr. Schon Kalender besorgt?

Die momente-Kalender 2023: Es geht ums Kochen, um Literatur, ums Miteinander

Die momente-Kalender 2023: Es geht ums Kochen, um Literatur, ums Miteinander

Dieses an schrecklichen Nachrichten wahrlich nicht arme Jahr geht in den Schlussspurt. Heute sind es nur noch 75 Tage bis Neujahr, und spätestes dann wird es Zeit, die neuen Kalender zu besorgen und aufzuhängen, also zumindest für Menschen wie wir, die noch auf Kalender aus Papier stehen. Wir haben uns zwei Kalender vorab angeschaut.

1. Der Literaturkalender 2023

„Momente des Miteinander“

Das ist das Thema des „Literaturkalender 2023“ der edition momente. Und dieses Thema passt ja gut in eine Zeit, in der einem die Suchmaschine 330.000 Treffer auswirft, wenn man „Spaltung der Gesellschaft“ googelt. „Wir könnten viel, wenn wir zusammen stünden“: das ist von Friedrich Schiller. Und gilt auch noch für 2023.

Doch zurück zum Literaturkalender, in dem dieses Miteinander viel weiter gefasst ist. Da treffen wir das schöne, das harmonische Miteinander ebenso wie das schwierige und das komplizierte. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, um Melancholie, Vertrauen, Wut und vieles mehr. Wir treffen viele – bekannte und weniger bekannte – Autorinnen und Autoren mit Auszügen ihres Schaffens und schönen Fotos.

E. M. Forster und Benjamin Britten

Zum 1. Januar 2023 ziert E. M. Forster das Kalenderblatt. „Wiedersehen in Howard’s End“ hat Forster geschrieben, „Zimmer mit Aussicht“ und einiges mehr. Die Verfilmung von „Howards End“ mit Emma Thomson und Anthony Hopkins ist unbedingt sehenswert. Aber das wissen Sie schon. Forster hat aber auch gemeinsam mit Eric Crozier das Libretto zu Benjamin Brittens Oper „Billy Budd“ geschrieben. Das Miteinander zwischen Forster und Britten in Aldeburgh an der englischen Ostküste soll nicht immer einfach gewesen sein.

„The Scallop“, monumentale Skulptur am Strand von Aldeburgh zu Ehren Benjamin Brittens

„The Scallop“, Skulptur von Maggi Hambling am Strand von Aldeburgh zu Ehren Benjamin Brittens

Der englische Komponist Britten hat in Aldeburgh (Suffolk) das Aldeburgh Festival ins Leben gerufen, zusammen mit dem Sänger Peter Pears und dem Librettisten Eric Crozier. Forster und den Geräuschen des Meeres zu Ehren steht die Skulptur „The Scallop“ am Strand von Aldeburgh.

Anaïs Nin und Henry Miller

Am 21. Februar hat Anaïs Nin Geburtstag, die 1903 geboren wurde und ein leidenschaftliches „Miteinander“ mit Henry Miller hatte. Nin war eine große Tagebuchschreiberin und eine Meisterin der erotischen Erzählung, letztere findet man in dem Band „Das Delta der Venus“.

Ossip und Nadeschda Mandelstam

Ossip und Nadeschda Mandelstam im Literaturkalender 2023 von momente

Ossip und Nadeschda Mandelstam im Literaturkalender 2023 von momente

Das letzte Kalenderblatt des Jahres 2023 dieses schön gestalteten und jede Woche aufs Neue anregenden Kalenders ist dem großen russichen Dichter Ossip Mandelstam und seiner Frau, der Autorin Nadeschda Mandelstam, gewidmet. Ossip Mandelstam wurde 1891 in Warschau geboren und starb halb verhungert und schwer krank am 27. Dezember 1938 in der Stalinschen Verbannung. An seine Frau schrieb er:

Komm schnell zurück.
Das Atmen fällt mir schwer
ohne Dich. Der Frühling ist mir
keine Freude. Komm schnell
zurück … Beeil Dich.

Ossip Mandelstam an Nadeschda Mandelstam, Woronesch, 4. Mai 1937.

Ossip Mandelstam wurde übrigens unter anderem von dem Tübinger Dr. Kay Borowsky übersetzt. So viel Lokalpatriotismus darf sein.

Information

Der Literaturkalender 2023:
Momente des Miteinander
Text und Bilder aus der Weltliteratur
Herausgeberin: Elisabeth Raabe
Gestaltung: Max Bartholl
60 Blätter, 53 Fotos, farbig
24 x 32,5 cm (BxH)
ISBN 978-3-0360-2023-5
edition momente
Kalenderpreis des Deutschen Buchhandels: Bester Longseller

2. Der literarische Küchenkalender 2023

Streuselkuchen in Edgar Selges Kindheit: ganz große Sache

Streuselkuchen in Edgar Selges Kindheit: ganz große Sache

Seit vielen Jahren sind Rosmarin-Nudeln in unserem Haus ein Familienklassiker. Das Rezept ist denkbar einfach. Man braucht gute Penne, Parmesan, Olivenöl (oder Butter) und ein paar Zweige frischen Rosmarin, und schon hat man ein einfaches, ehrliches Essen, zu dem ein kräftiger Rosé oder ein nicht zu schwerer Rotwein wunderbar passen. Als Musik zum Essen sei Paolo Conte empfohlen.

Literatur geht durch den Magen

Das Nudelrezept haben wir vor Jahren im literarischen Küchenkalender von Sybil Gräfin Schönfeldt entdeckt. Dieser Kalender ist bei uns auch fast schon ein Klassiker. Er passt in jede Küche und erfreut Koch und Köchin jede Woche mit einem literarischen Zitat zum Thema Kochen und Essen, dazu gibt es immer das Rezept. Auch „Der literarische Küchenkalender 2023“, den die 95jährige Gräfin Schönfeldt wieder herausgibt, folgt dieser Idee: Lesen, Kochen, Essen. Dazu gibt es Fotos, Illustrationen, Bilder und natürlich ein Wochenkalendarium.

Streuselkuchen im Februar

In der Woche vom 6. bis 12. Februar treffen wir zum Beispiel auf den Autor und Schauspieler Edgar Selge, dessen wunderbares Buch „Hast du uns endlich gefunden“ wir vor einer Weile hier im Blog besprochen haben.

„Dieser Streuselkuchen! Den die Schwiegermutter immer besser gebacken hat als sie. Immer war der Boden vom Streuselkuchen bei der Schwiegermutter dünner, die Streusel dicker, süßer, buttriger, sind leichter auf der Zunge zergangen.“

Schreibt Selge in seinem autobiographisch gefärbten Roman. Und man hätte gerne diesen Streuselkuchen von der Schwiegermutter mal probiert. Bisher gilt nämlich: den besten Streuselkuchen der Welt hat Oma Liesel aus Hechingen gebacken, aber das ist eine andere Geschichte.

Scones im November

Die Britischen Inseln sind ohne Scones schlicht nicht vorstellbar

Die Britischen Inseln sind ohne Scones schlicht nicht vorstellbar

Mindestens so wichtig wie für Edgar Selge der Streuselkuchen sind den Iren, Schotten und Engländern ihre Scones (zur Aussprache bitte hier lang). Scones sind der Klassiker zur Tea Time und werden üblicherweise mit Clotted Cream (als Ersatz geht auch Schmand) und Erdbeermarmelade gegessen. Als Tee würden wir zu einem guten Earl Grey raten und am Ende der Tea Time passt ein Single Malt. In dem düsteren Familiendrama „Tod und Nachtigallen“ des Iren Eugenes McCabe, den der Küchenkalender in der Woche vom 30. Oktober 2023 vorstellt, werden die Scones zu Porridge gegessen. Das Scones-Rezept im Küchenkalender stammt aus Irland aus dem Jahr 1883. Das war das Jahr des Hungers, der Kartoffelfäule und der Aufstände der Landarbeiter.

Das Schöne an diesem Kalender ist, dass man entweder auf Texte stößt, die man schon gelesen hat (das ist wie alte Bekannte treffen) oder aber zu neuen literarischen Entdeckungen angeregt wird.

Information

Der literarische Küchenkalender 2023:
Mit Texten, Rezepten, Bildern
Herausgeberin: Sybil Gräfin Schönfeldt
Gestaltung: Max Bartholl
60 Blätter, 76 Abbildungen, farbig
19,2 x 31,5 cm (BxH)
ISBN 978-3-0360-4023-3
edition momente
ausgezeichnet mit dem Kalenderpreis des Deutschen Buchhandels

Lesen und essen Sie gut!

NK | CK

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