
Das grüne Klavier stand einstmals in der Tübinger Stauden- und Kräutergärtnerei von Erika Jantzen
Über die Tasten
streicht nur noch
der Wind
Kō
Immer wieder Freitags
Seit dem Frühjahr 2009 bestücken wir diesen kleinen Blog mit Fotos, Texten, Gedichten, Haiku und Gedanken. Warum wir das tun? Weil es uns Freude macht, und weil wir auch ein bisschen hoffen, mit unserem Tun euch, unseren Leserinnen und Lesern, allwöchentlich eine kleine Anregung oder einfach nur einen guten Moment zu bereiten.
Wir haben uns deshalb ganz besonders gefreut, als uns diese Woche ein schmaler Band aus dem Westerwald ins Haus geflattert kam. „Blaue Wunder“ so heißt das neue Buch von Georges Hartmann, dem wir an dieser Stelle noch ganz offiziell und auch ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren, den er vor ein paar Tagen gefeiert hat.
Georges Hartmann gehört seit einigen Jahren zu den Lesern des Reklamekasper, die sich von unseren Freitagsbeiträgen so angeregt fühlen, dass sie selbst in die Tasten greifen und einen Kommentar hinterlassen. Wobei der Begriff Kommentar hier stark untertrieben ist. Georges füllt unser Kommentarfeld hier mit Prosaminiaturen, die sich direkt auf den aktuellen Kasper-Beitrag beziehen. Es ist jedes Mal eine Freude, diese Texte zu lesen, aber man sollte sich ein wenig Zeit nehmen, um langsam den melancholisch-mäandrierenden Sätzen zu folgen.
Blaue Wunder
In dem Band „Blaue Wunder“ hat Georges nun 27 dieser Kommentare versammelt und mit einem liebenswürdigen Nachwort versehen. Ein Beispiel:
Am 25. September 2020, es war die Zeit der Corona-Pandemie, haben wir ein Haiku gebracht, in dem sich das lyrische ich mit „Treibgut“ am Strand vergleicht. Angesichts des bedrohlichen Virus war dieser Vergleich nicht völlig abwegig. Davon hat sich nun Georges anregen lassen und selbst ein paar anregende Gedanken ins Kommentarfeld getippt.
„Sich selbst als Treibgut zu bezeichnen finde ich derart faszinierend, dass ich vom Nachdenken kaum lassen kann. Meine Frau hat mich als Treibgut gefunden und insoweit zu einem Glücklichen gemacht, was sie auch von sich behauptet. Es ist eben ein ewiges Geheimnis, dass man jene zwei Muschelschalen am Strand findet, die einstmals ein Ganzes gebildet haben und nicht allen beschieden ist. Siehe hierzu auch das Buch von Morrow Lindbergh (Muscheln in meiner Hand) …“
Das Haiku vom Wind, der nur noch über die Tasten streicht, widmen wir Georges Hartmann zum Geburtstag. Es ist, wenn man so will, eine Antwort auf ein sehr typisches Haiku des Issa aus dem Westerwald:
Einsamer Playboy!
Über dein schütteres Haar
streicht nur noch der Wind
CK | NK
Buchinformation
Georges Hartmann
Blaue Wunder. Gedankenspiele
bon-say-verlag, 2025
Softcover, Fadenbindung, 84 Seiten
ISBN: 978-3-945890-58-5