Wie geht das, in Würde alt werden? Wenn man in einer Branche arbeitet, die sich über Jahrzehnte dem pathologischen Jugendwahn verschrieben hat? In einer Forever-Young-Gesellschaft, für die Anti-Aging-Ratgeber fast schon Verfassungsrang haben und in der Beschleunigung ein Wert an sich geworden ist?
Hermann Hesse in Gaienhofen
Vielleicht hilft zur Beantwortung diese Frage ein Ausflug an den Bodensee; genauer nach Gaienhofen auf die Höri. Dort kann man noch bis zum 28. Oktober im Hermann-Hesse-Höri-Museum bestaunen, wie es dem aus Calw stammenden Literaturnobelpreisträger gelang, auch im hohen Alter noch eine bemerkenswerte Frische und echte Lebendigeit auszustrahlen. Die ausdrucksstarken Porträts aus dem Alltag Hesses stammen von seinem Sohn Martin, der nach seiner Ausbildung, u.a. am Dessauer Bauhaus, hauptsächlich als Architekturfotograf gearbeitet hat. Ergänzt werden die Fotos durch Briefe, Texte, Gedichte, Aquarelle und Alltagsgegenstände, wie zum Beispiel zwei Hanteln, mit denen sich der Schriftsteller ertüchtigt hat. Wobei man sagen muss, dass die Gartenarbeit für Hesse die wichtigste körperliche Betägigung war.
Vom Wert des Alters: Ausstellung mit Fotografien von Martin Hesse.
Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen.
Noch bis 28. Oktober 2012.
Das Buch Vom Wert des Alters ist bei Suhrkamp erschienen.
ISBN: 978-3-518-41945-8.