2 Kommentare

  1. Georges Hartmann 27. September 2020 um 17:22

    Mit suchendem Blick an der Strandlinie entlang … Wer kennt das nicht aus Kindertagen, wenn man zum ersten Mal am Meer ist und es nicht versteht, warum der Dampfer am Horizont plötzlich nach vorne kippt und verschwindet, als wäre der über den Tellerrand ins Bodenlose gefallen? Nach den Erklärungen der Eltern glaubt man es, ohne es wirklich verstanden zu haben und konzentriert sich auf das Suchen von Muschelschalen. Hat man bereits die Schatzinsel von Stevenson gelesen, hält man vermutlich nach Kisten Ausschau, in denen man große Reichtümer vermutet, aber bis auf sonderbar geformte Holzstücke nie wirklich fündig wird. Als Erwachsener hebt man schon mal eine Flasche mit asiatischen oder arabischen Schriftzeichen auf und fantasiert sich dazu eine Geschichte zusammen, bis man resigniert über die Verschmutzung der Weltmeere und die anderen Gewässer ins Grübeln kommt.
    Treibgut …, die Phantasie spaziert wie ein unsichtbarer Schatten neben uns, malt sich dabei sonderbare Geschichten aus und denkt an Relikte, die vor Jahrtausenden geschaffen wurden. Ein sonderbar geformtes Stück Holz, eine Flaschenpost, eine Holzfigur, die an Aliens denken lässt oder ein technisches Artefakt, das möglicherweise vom sagenumwobenen Atlantis stammt …
    Treibgut …, die Astronauten auf der Raumstation ISS fürchten den sie umkreisenden Metallschrott, sind in ständiger Gefahr dass die Station getroffen wird und sie dann wie im Song von David Bowie (Space Oddity) als Major Tom für immer auf einer eigenen Umlaufbahn durchs All treiben.
    Treibgut …, das All ist mit derart vielen Asteroiden und Kometen bestückt die auf der Erde gewaltige Löcher reißen können (wie es der Einschlagkrater Nördlinger Ries eindrucksvoll spiegelt), dass es uns Menschen durchaus nachzusehen ist, dass man da schon mal ins Grübeln kommen kann.
    Treibgut … Das Corona Virus und alles ansonsten für uns ebenfalls Unsichtbare, wie z.B. Strahlungen, sind ständige Bedrohungen für uns Menschen, die wir selbst eine Gefahr für Tiere, Pflanzen, die Luft, das Klima usw. sind.
    Treibgut … Die Planeten, die Galaxien … und auch wir Menschen sind in ständiger Bewegung, agieren selbst wie Getriebene, kommen nur schwer zur Ruhe, streben immer weiter, fliegen wahrscheinlich auch irgendwann zum Mars oder kolonisieren den Mond, um dort zumindest Rohstoffe abzubauen oder diesen als spektakuläres Urlaubsziel ins Programm zu nehmen …

    Sich selbst als Treibgut zu bezeichnen finde ich derart faszinierend, dass ich vom Nachdenken kaum lassen kann. Meine Frau hat mich als Treibgut gefunden und insoweit zu einem Glücklichen gemacht, was sie auch von sich behauptet. Es ist eben ein ewiges Geheimnis, dass man jene zwei Muschelschalen am Strand findet, die einstmals ein Ganzes gebildet haben und nicht allen beschieden ist. Siehe hierzu auch das Buch von Morrow Lindbergh (Muscheln in meiner Hand) …

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