An Neuffer
Im März 1794
Noch kehrt in mich der süße Frühling wieder,
Noch altert nicht mein kindischfröhlich Herz,
Noch rinnt vom Auge mir der Tau der Liebe nieder
Noch lebt in mir der Hoffnung Lust und Schmerz.
Noch tröstet mich mit süßer Augenweide
Der blaue Himmel und die grüne Flur,
Mir reicht die Göttliche den Taumelkelch der Freude,
Die jugendliche freundliche Natur.
Getrost! es ist der Schmerzen wert, dies Leben,
So lang uns Armen Gottes Sonne scheint,
Und Bilder beßrer Zeit um unsre Seele schweben,
Und ach! mit uns ein freundlich Auge weint.
Friedrich Hölderlin
Neuffer, an den Hölderlin diese Verse richtet, war ein Freund und Studienkollege am Evangelischen Stift in Tübingen. Sehr anschaulich schildert Peter Härtling diese Freundschaft in seinem Roman „Hölderlin“. Dabei schreibt Härtling keine Biographie, wie er gleich zu Anfang seines Buches erklärt.
„Ich schreibe vielleicht eine Annäherung. Ich schreibe von jemandem, den ich nur aus seinen Gedichten, Briefen, aus seiner Prosa, aus vielen anderen Zeugnissen kenne. Und von Bildnissen, die mit Sätzen zu beleben versuche. Er ist in meiner Schilderung sicher ein anderer. Denn ich kann seine Gedanken nicht nachdenken.“
(aus: Peter Härtling. Hölderlin. Ein Roman)
Wie Peter Härtling sich tastend und dabei sich immer wieder in Frage stellend diesem Hölderlin annähert, ist lesenswert und bringt einem den Tübinger Turmbewohner sehr nahe.
Information zum Buch
Peter Härtling
Hölderlin. Ein Roman
dtv Verlag, 1993
ISBN 978-3-423-11828-6
Wir wünschen Frohe Ostern und möglichst oft ein kindischfröhlich Herz!
N.K. / C.K.