Exzellenz auf typographischen Abwegen
Vor ein paar Tagen musste ich ein Fachbuch in der Unibibliothek der Universität Tübingen im Hörsaalzentrum Morgenstelle abgeben. Dort oben auf dem Berg von Tübingen sind die Naturwissenschaften zuhause. Und da ist mir dieser typgraphische Auswuchs eines Wegeleitsystems vor die Linse gekommen. Für einen Moment war ich sprachlos. Kaum zu glauben, dass sich eine Hochschule, in der man die Worte „Exzellenzuniversität“ und „Drittmittelantrag“ zu jeder Tag- und Nachtzeit in allen Sprachen der Welt rauf- und runterbuchstabieren kann, so eine Hässlichkeit leistet.
Der große Gestalter, Typograph und Autor Erik Spiekermann hat in dem Buch „Hallo, ich bin Erik“ auf die Bemerkung, dass Schrift am Ende doch funktional sein müsse, dieses geantwortet:
„Die Schönheit selbst ist ja eine Funktion. Schönheit ist nicht funktionsfrei. Banal gesagt, braucht man Schönheit. Hässlichkeit verkauft sich schlecht.“
Erik Spiekermann, Jahrgang 1940, hat unter anderem die Schriften FF Meta und FF Officina entworfen, die schon heute als Klassiker gelten. Neben vielen anderen Projekten hat er das Fahrgastinformationssystem der Berliner Verkehrsbetriebe entwickelt, das Wegeleitsystem des Flughafen Düsseldorf und das Erscheinungsbild der Stadt Glasgow als UK City of Architecture and Design.
Das Buch „Hallo, ich bin Erik“ sollte ganz dringend in den Bestand der Unibibliothek Tübingen aufgenommen werden.
NK | CK
Buchinformation
Hallo, ich bin Erik. Erik Spiekermann: Schriftgestalter, Designer, Unternehmer
Herausgeber: Johannes Erler
Gestalten Verlag, Berlin 2014
ISBN: 978-3-89955-527-1