Lesen hilft!
Ich weiß, es ist Montag, und ich bin spät dran mit dem Freitagsbeitrag. Aber am Freitag hat mich die Hexe erwischt, genauer ein Hexenschuss: ziemlich unangenehme Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule. Heute geht’s schon wieder besser. Ich mache diszipliniert meine Übungen, habe mich am Wochenende in Zuversicht geübt (nicht ganz einfach in diesen Zeiten) und viel gelesen. Denn lesen hilft!
Gestern zum Beispiel hat mich ein schmales Buch von Ágota Kristóf sehr beeindruckt: Die Analphabetin. Die 1935 in Csikvánd in Ungarn geborene Kristóf hat ihr Heimatland 1956 während der bürgerlich-demokratischen Revolution verlassen und ist nach ihrer Flucht mit Mann und Tochter in der französischen Schweiz gelandet. Die als Kind Lesesüchtige beginnt in einer Uhrenfabrik zu arbeiten. Sie spricht kein Wort Französisch und muss eine komplett neue Sprache lernen. Sie fühlt sich als Analphabetin.
Auf knapp 80 eindrücklichen Seiten beschreibt Kristóf in einer verdichteten Sprache ihren harten, entbehrungsreichen Weg vom behüteten Kind eines Lehrers zur Arbeiterin in einem fremden Land, die schließlich in einer neuen Sprache Bücher schreibt und damit auch noch Erfolg hat. Am 27. Juli 2011 ist Ágota Kristóf in Neuenburg in der Schweiz gestorben. Unbedingte Lesempfehlung!
„Ich lese. Das ist wie eine Krankheit. Ich lese alles, was mir in die Hände, vor die Augen kommt: Zeitungen, Schulbücher, Plakate, auf der Straße gefundene Zettel, Kochrezepte, Kinderbücher. Alles, was gedruckt ist.“
Ágota Kristóf, Die Analphabetin
Buchhandlungen sind Begegnungsstätten – auch im Lockdown
Heute beginnen ja wieder vier Wochen der Einschränkung für uns alle. Theater, Restaurants, Kneipen: vieles muss dicht bleiben. Nicht jedoch die Buchhandlungen und die Bibliotheken. Die bleiben unter Einhaltung der Hygienevorschriften auf.
Da trifft es sich gut, dass aktuell vom 31.10.2020 bis zum 7.11.2020 die Woche der unabhängigen Buchhandlungen gefeiert wird. Diese sogenannten Indies sind inhabergeführte Buchhandlungen, in denen kluge, freundliche Menschen sich um das Kulturgut Buch kümmern. Es lohnt sich darum, gerade jetzt die unabhängigen Buchhandlungen in der eigenen Stadt, im eigenen Viertel zu unterstützen. Was die unabhängigen Buchhandlungen ausmacht, bringt Roma Maria Mukherjee im Blog der Hamburger Buchhandlung Lesesaal auf den Punkt:
„Ein Buch ist für uns keine Ware, sondern ein Kulturgut, dass jeder nach der Lektüre verinnerlicht und welches einen bestenfalls für immer begleitet. Die unabhängigen Buchhandlungen zeichnet aus, dass jede ihr eigenes Konzept, ihre eigene Philosophie und ihr eigenes Herz hat. Das Viertel und der Ort, an dem sie wirken, wird durch sie belebt und inspiriert. Unabhängige Buchhandlungen sind Begegnungsstätten: von Menschen untereinander, von Ideen, von Menschen und ihren Lieblingsbüchern und manchmal auch von wunderbaren Freundschaften, die vor einem Buchregal entstehen.“
Schreiben macht Freude
Lesen und schreiben gehören zusammen. Und gerade im Lockdown freut man sich besonders, wenn man mal keine WhatsApp oder SMS bekommt, sondern eine handgeschriebene Postkarte oder gar einen Brief. Deshalb empfehlen wir heute unsere literarischen Postkarten mit Zitaten zu Büchern und zum Lesen. Alles selbst fotografiert und produziert. Alle Motive gibt’s auf Schöne Postkarten zu sehen. Dort steht auch, wo man die Postkarten kaufen kann. Ja, es sind auch einige Indie-Buchhandlungen in Tübingen, Mössingen und Hechingen dabei.
Und wenn Sie Buchhändlerin oder Buchhändler sind und unsere Postkarten gerne Ihren Kundinnen und Kunden anbieten möchten, dann freuen wir uns auf Ihre Anfrage. Einfach eine kurze Mail schreiben, wir melden uns bei Ihnen.
Euch allen eine gute Woche und passt auch euch auf!
NK | CK
#SupportYourLocalBookstore
Buchinformation
Ágota Kristóf
Die Analphabetin
Piper Verlag, 2007 80 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3492249027
Gute Besserung !
(als Abhängiger des Freitagsbeitrags machte ich mir schon Sorgen)
Freitag!! Ich warte auf den neuen Beitrag!!!
33 wunderbare Jahre Tübingen sind nicht umsonst gewesen. Dank eurer Beiträge, liebe Corinna, fühle ich mich weiter mit der Stadt und den Menschen verbunden.
Und diesmal die Fotos. Wow!!
Aus Hamburg grüsst euch ganz herzlich
Ursula … (Mutter von Katja)
Wenn die heimtückische „Hexe“ ganz unvermittelt zuschlägt und dabei noch mit einem garstigen Kichern die Rechtmäßigkeit ihres Handelns zumindest gegenüber sich selbst attestiert, könnte man durchaus auf den Trichter kommen, dass es vielleicht ein heimtückisch agierendes Wesen aus dem Trump-Clan sein könnte, das durch quälenden Schmerz schachmatt setzt.
Ich wünsche gute Besserung und bemühe hinsichtlich des schmerzhaften Verlaufs eine „gebastelte Collage“ aus den Möglichkeiten das Gedicht von Wang Wei situationsbedingt zu interpretieren:
Das Echo menschlicher Stimmen ist zu hören (= das Deiner Follower)
Auf dem Moos wird das Licht neu geboren (= Der Schmerz verliert dadurch an Kraft und sollte demnächst auch überwunden sein)
So mögen auch die Worte Deiner „Follower“ dazu beitragen, den Schmerz zu mildern und bald wieder vergessen zu machen.
Mit herzlichen Grüßen und einem ermunternden Nicken mit des Kopfes, denselben nicht hängen zu lassen, grüßt der Georges nach Tübingen.