Neuer Name, neues Logo, neues Kundenvertrauen?
Manchmal bin ich von gestern, so auch heute: Ich lese und sehe in der Süddeutschen von gestern, wie die Hypo Real Estate mit einem neuen Namen und Logo ihre weniger rühmliche Vergangenheit hinter sich lassen will und um neues Kundenvertrauen wirbt. Wir erinnern uns, Hypo Real Estate, das war die Bank, die so „systemrelevant“ und so groß ist, dass man sie nicht scheitern lassen durfte: Artenschutz für Wirtschaftsriesen. Nun will sie unter dem Namen „pbb Deutsche Pfandbriefbank“ firmieren; gekostet hat das Ganze rund 200.000,– EUR, wie Vorstandschef Axel Wieandt am Montag auf der außerordentlichen Hauptversammlung des Unternehmens in München mitteilte. Dass die HRE einen Umsonst-Pitch durchgezogen hat, rundet das Bild nach unten sauber ab.
Same procedure – as always?
Die Wut des Steuerzahlers darüber, dass er zwar nicht an den Gewinnen beteiligt, wohl aber für die Verluste dieses Riesen geradezustehen hat, ist noch nicht verraucht, da wird er auch noch für dumm verkauft: neuer Name, neuer Auftritt – was hinter uns liegt, vergessen wir einfach. Nein, so wird kein Vertrauen und keine Glaubwürdigkeit zurück gewonnen. So verfestigt sich viel mehr das Gefühl, dass die, die durch die Krise etwas hätten lernen müssen, leider gar nichts begriffen haben.
Fehlen nur noch die Nierentische in der Empfangshalle
Aus grafischer Sicht passt für mich der altmodische Name „Deutsche Pfandbriefbank“, der mächtig seriös wirken soll, aber auch den Mief der fünfziger Jahre vermittelt, nicht zu dem gewollt modernen Schriftzug „pbb“, der mit den unterschiedlichen Oberlängen des Buchstaben „b“ den Aufwärtstrend anzeigen möchte. Das ist schon wirklich sehr originell und mindestens die Hälfte des Budgets wert.
Logo mit Zukunft?
Aber praktisch sind die Buchstaben p und b: Wenn’s nicht klappen sollte, könnte man – dann für ganz wenig Geld – ein „b“ zum „q“ kippen lassen, pqb für deutsche quacksalber bank, oder pbq für deutscher pfandbriefquark.
Dazu noch eine nette Entdeckung, die ich auf der HRE-Website gemacht habe. Dort ist über die Unternehmenskultur im sog. Leitbild der HRE u.a. zu lesen: „Offenheit, Fairness und Transparenz kennzeichnen die Unternehmenskultur der Hypo Real Estate Group. Die Gruppe nimmt durch zahlreiche Projekte ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und fördert eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt.“ (Quelle: http://www.hyporealestate.com/3924.php). Aha!
Wir alle wissen ja, wie es mit den Leitbildern so ist. Mal ehrlich: viele davon sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Dagegen kenne ich ein paar feine mittelständische Unternehmen und Unternehmer, die statt auf wolkige Leitbilder auf die Kraft ihrer Vorbildfunktion als authentische Unternehmer und Mensch setzen.
Interessant dazu auch ein ganz aktuelles Interview in SWR 2 mit dem Tübinger Theologen Hans Küng zum Thema „Weltethos in der“: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/journal/interviews/-/id=659252/did=5462066/pv=mplayer/vv=popup/nid=659252/1xtn0hv/index.html