Hunde, Bier und Beckenbauer
In einem unserer letzten England-Urlaube kam ich eines Morgens mit einem freundlichen älteren Herrn ins Gespräch. Der nette Gentleman hatte wie ich seinen Hund dabei. Wir sprachen über Deutschland, darüber, warum ich mit meiner Familie ausgerechnet in einer kleinen Stadt in West-Sussex Urlaub mache, über englisches Bier und natürlich über Hunde. Ich lernte, dass ein Lurcher keine spezielle Hunderasse ist, sondern eine Mischung zwischen Windhund und Nicht-Windhund. Solche Hunde wurden früher gerne von Wilderern zur Hasenjagd eingesetzt. Irgendwann kam die Frage nach dem Namen unseres Hundes auf. Ich sagte: „Kajsa.“ Worauf mein Gesprächspartner entgegnete: „Kajsa as in Beckenbauer?“.
Die Marke „Kaiser“
Schlagartig wurden mir zwei Dinge klar. Erstens, es handelt sich um einen klassischen „Wumbaba“. Zweitens: Die Marke „Kaiser“ mag bei uns in den unappetitlichen Nachwehen des sogenannten Sommermärchens ein paar Schrammen abbekommen haben; im Mutterland des Fußballs genießt der Kaiser aus Giesing immer noch einen Ruf wie Bobby Charlton. Dabei verbinden die Engländer mit dem Wort Kaiser seit dem 1. Weltkrieg eigentlich weniger die filigrane Ballkunst, sondern eher säbelrasselnde Großmannssucht.
Unser Hund heißt natürlich nicht Kaiser, wie käme ich dazu, sondern Kajsa. Das kommt aus dem Schwedischen und ist eine Koseform für Elisabeth. Wir haben es hier mit einem schönen Verhörer im Stil des weißen Neger Wumbaba von Axel Hacke zu tun. Das bringt mich jetzt zum Fußball, heute geht ja die EM los.
Fußballgefühle bei Bluna und Erdnussflips
Für die besagte Reise nach England habe ich Axel Hackes „Fußballgefühle“ als Hörbuch besorgt, von ihm selbst gelesen. Was soll ich sagen? Wir waren begeistert, Kinder, Frau, Hund und ich am meisten. Es gibt Passagen in diesem Hörbuch, da war ich angerührt, bekam feuchte Augen, irgendwo auf der Autoroute zwischen Reims und Calais. Zum Beispiel als Hacke über den 23. Juni 1973 spricht. An diesem Tag fand das Pokalfinale zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln in Düsseldorf statt. Wir haben das Spiel bei einem Klassenkameraden angeschaut, dessen Eltern schon einen Farbfernseher besaßen. Ich sehe uns noch vor mir: sechs, sieben aufgeregte zwölfjährige Jungs mit Bluna und Erdnussflips. Die Gardinen zugezogen, denn das Spiel fand am Nachmittag statt. Gladbach, meine Mannschaft damals, siegte in der Verlängerung 2:1, und ein Mann hat sich unsterblich gemacht: Günter Netzer. Wie? Das müssen Sie bei Hacke nachhören oder -lesen. Glauben Sie mir, es lohnt sich. Buch und Hörbuch sind bei Kunstmann erschienen, hier klicken.
Viel Vergnügen!
Norbert Kraas
Hej Norbert und Corinna!
Wir hören auch immer Hörbücher, wenn wir in Urlaub fahren! Allerdings sind wir keine Fußballfans.Aber von Axel Hacke … das könnte schon reizen!
Herzlichste Grüße Erika Jantzen